Freiwillige Feuerwehr Ilsede

Ortswehr Adenstedt

Newsbeiträge

Chronik

Eingereicht von kempe am 23. Nov 2016 - 09:49 Uhr




Die Geschichte der Adenstedter Wehr


An der Geschichte unserer Feuerwehr läßt sich auch die
Wandlung der Gesellschaft und der Fortschritt der Technik verfolgen...


Aus dem Stand fanden sich gleich 71 Adenstedter Bürger, wie
die Stammrolle ausweist, um im Februar 1902 die Freiwillige Feuerwehr Adenstedt
zu gründen. Zum Vorsitzenden und Hauptmann wurde der Kamerad Richard Mäneke
gewählt, der dieses Amt gleich für 22 Jahre innehaben sollte. 

Als die Gründungsmitglieder die freiwillige Feuerwehr ins Leben
riefen, ahnten sie wohl nicht, dass ihre Institution einmal 100 Jahre alt werden
würde, aber sie wussten, dass sie in Sachen Feuerschutz etwas für die Bürger
und die Gemeinde Adenstedt tun müssen und wollen. 

Der Feuerschutz wurde bis dahin von der Gemeinde organisiert. Die Gemeinde
unterhielt eine Pflichtfeuerwehr, für die sie Männer anwarb und bezahlte,
einschließlich zwei Spritzenmeistern, die die Brandeinsätze zu leiten und das
regelmäßige „Ausprobieren“ der Feuerspritze zu organisieren hatten. 

In den Protokollen steht zwar nichts über die Beweggründe der
Gründung dieser/unserer eigenständigen Freiwilligen Feuerwehr, doch der
Beschluss auf der Gründungsversammlung, selbst eine neue Spritze zu kaufen lässt
daraus schließen, dass man zumindest mit der Ausstattung nicht zufrieden war.

Die eigene Leistungsfähigkeit, Vertrauen in die Technik und die Notwendigkeit muss
die Gründer geleitet haben, einen Kredit bei der Sparkasse über 800 Mark
für eine neue Spritze aufzunehmen. Um diese zu finanzieren, mussten jährlich
50 Mark zurückgezahlt werden. Das beinhaltete nämlich bereits ohne Zinsen eine
Refinanzierungszeit von 16 Jahren. Vielleicht waren unsere Vorfahren auch nur
gute und kühle Rechner, denn sie wussten, dass es für Löschhilfe in
Nachbarorten Löschprämien von der Brandkasse gab. So kassierte man 1903 41
Mark und 1904 bereits 74 Mark. 

Die neue Spritze musste zwar noch von Hand betätigt werden, konnte aber schon
ansaugen und ermöglichte somit eine neue Einsatztaktik: mit ihr konnte
Löschwasser aus den über das Dorf verteilten Teichen aufgenommen und über
lange Wegstrecke bis zum Brandherd gefördert werden. Dort befand sich die alte
Handdruckspritze, in deren Vorratsbehälter das Wasser geleitet wurde und mit
der dann das Löschwasser mit erhöhtem Druck an den Brandherd gebracht wurde.
Vor dieser Neuanschaffung mussten Dorfbewohner mit Ledereimern die sog.
Eimerkette bilden. Statt dass ein Jeder mit seinem Eimer Wasser aus dem Teich
nimmt und damit zur Pumpe am Brandherd läuft, nach Entleerung wieder zurück
zum Teich usw., bilden alle eine lange Reihe vom Teich bis zum Brandherd, die
gefüllten Eimer werden mit der rechten Hand weitergereicht, während die
entleerten Eimer in umgekehrter Richtung mit der linken Hand zur Wasserentnahme/Teich
zurückgereicht wurden. Etwas weniger Geschick und Kraft erforderte es, wenn
Kinder die leeren Eimer, mehrere ineinander gestülpt, zum Teich
zurückbrachten. Wenn man hätte 200 Liter Wasser pro Minute fördern wollen, so
hätte das theoretisch 20 Eimer pro Minute bzw. durchschnittlich alle 3 Sekunden
ein Eimer bedeutet – die Eimer fassten aber weniger als 10 Liter. So kann man
sich unschwer den Engpass Wasserversorgung bei der Brandbekämpfung vorstellen.
Wenn ausreichend Erwachsene vor Ort waren, konnte auch eine zweite Eimerkette
aufgestellt werden, aber auch die Spritzenmannschft war schnell erschöpft und musste
abgelöst werden. Zum Vergleich, die heute in den Ortswehren eingesetzten Pumpen
mit Motorantrieb können 800 Liter pro Minute fördern. 

1941 wurde, jetzt aber wieder von der Gemeinde, eine TC8-Motorspritze mit
Anhänger gekauft, die an der Anhängekupplung per Auto transportiert werden
konnte, was außerörtlich die Schlachtermeister Ohlms und Stöter übernahmen.
1958 wurde diese dann durch die Motorspritze Metz mit VW-Motor ersetzt, weil sie
häufig Probleme beim Starten machte. Gleichzeitig wurde auch der Anhänger
erneuert, der hinter einen alten Adler- PKW gehängt wurde (TSA 8). 1959
ersetzte ein VW-Bus den Adler. 

Am 13.06.1975 war die Schlüsselübergabe für das HiLF 8 an den Gemeinde- und
Ortsbrandmeister Willi Schoke; der altgediente und durchgerostete VW-Bus, in den
nach und nach die Metz TS 8, zwei Atemschutzgeräte und alle Löschgeräte durch
Eigenleistung eingebaut worden waren, konnte verschrottet werden. 

Zur Übernahme in die Kreisbereitschaft wurde das HiLF 8 mit einem Funkgerät
ausgestattet, Zugführer wurde Willi Schoke, Gruppenführer Heino Wedler und
Stellv. Gruppenf. Ludwig Huber. Die erste Funkeinsatzübung auf Kreisebene
absolvierte unsere Wehr am 17.11.1975. 

Am 15.04.1998 war die offizielle Schlüsselübergabe für das neue
Löschgruppenfahrzeug LF 8/6, formgerecht vom Gemeindebürgermeister Hans-Erich
Ex über den Gemeindebrandmeister Detlef Schmidt an Ortsbrandmeister Werner
Falke. Zu der anschließenden kleinen Feier im Feuerwehrhaus waren auch das
Lahstedt-Kommando und der Ortsrat geladen. 

Zum flexibleren Transport von Mannschaften wurde von der Wehr 1992 ein VW-Bus
als MTW angeschafft, der im Jahre 2000 durch einen VW-LT ersetzt wurde. Die
Gemeinde übernimmt neben Steuern und Versicherung die Betriebskosten.

Feuerwehrstützpunkt:

Um 1840 befand sich das damalige Spritzenhaus „Sprötzenhaus“ vor der
heutigen Bäckerei Bartels (Quelle: Willi Schoke), nach 1908 wurde ein neues an
das in der Nähe befindliche Trafohaus angebaut. 1981 wurde dieses mit ca. 6.000
DM für Materialien von der Gemeinde und vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden
renoviert. Am 25.3.1986 wurde bei der Gemeinde Lahstedt ein Antrag auf Neubau
eines neuen Feuerwehrhauses gestellt. 

Wegen der Feuchtigkeit im Fußboden und in den Wänden wurden die
Hilfeleistungsgeräte und die Preßluftatmer in Mitleidenschaft gezogen, es
wurde deshalb auch viel Heizenergie verbraucht. Nach intensiven Planungen und
einigen Terminverschiebungen konnte 1992 das neue Feuerwehrhaus bezogen werden,
die Schlüsselübergabe an Ortsbrandmeister Rolf Lieke erfolgte beim Umzug zum
90-jährigen Bestehen am 21.06.1992.


Alarmierung und Signalisierung: „Früher“
wurde die Sturmglocke geläutet, wenn es brannte oder alle Dorfbewohner zu einem
anderen Ereignis zusammengerufen werden sollten. In der Zeit der Gründung
unserer Freiwilligen Feuerwehr ist man zur Hornalarmierung übergegangen.
Hornisten eilten mit dem Feuerhorn durch den Ort und alarmierten die Kameraden
und die Bewohner, die zur Wasserförderung mit dem Ledereimer eingeteilt waren.
Gleichzeitig gaben sie im Einsatz Signale für die Befehle „Wasser marsch“,
„Wasser halt“ usw.

1936 wurden Luftschutzsirenen installiert, die von Hand auszulösen waren und
gleichzeitig zur Sirenenalarmierung der Wehr verwendet wurden. Mit der
Einweihung der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Peine und deren
Einsatzleitstelle am 1. Juni 1981 wurden alle Sirenen auf Funkalarmierung
umgestellt; über Tel. 112 kann man schnellstmöglich die Alarmierung
veranlassen und muss nicht mehr zu den örtlichen Auslösestellen eilen. 

Seit 1983 erfolgt für Lahstedt die Probealarmierung jeden 3. Samstag um
12.00Uhr, zu dem über Fahrzeugfunk der Einsatzleitstelle rückgemeldet wird.  

Am 25.02.1988 wurden die ersten zwei Handsprechfunkgeräte
in Empfang genommen, die Signalisierung mittels Pfeifen (Nachfolger der
Hörner), die jeder Kamerad im Einsatz bei sich trug und mit der er auch z.B.
„Mehr Leine“ oder „Gefahr“ übermitteln konnte, wurde aufgegeben und auf
Sprachverständigung gesetzt. 

1991 wurde die Sirene auf dem Bauhof auf 15m aufgestockt und eine weitere in der
Eibenstraße installiert. 

Am 21.4.96 erhielten die Kameraden der CSA-Gruppe (Träger der
Chemieschutzanzüge und zuständig für Gefahrgut) Funkmeldeempfänger, die eine
sog. Stille Alarmierung ermöglichen. Nach und nach haben der Brandmeister, sein
Stellvertreter und weitere Kameraden Funkmeldeempfänger, jetzt schon der 2.
Generation, erhalten. In Planung sind bereits digitale Funkmeldeempfänger –
die Folgekosten nehmen kein Ende.


Wasserversorgung: Nach dem großen
Feuer vom 26.9.1832, dem 54 Gebäude zum Opfer fielen, wurden 6
Feuerlöschteiche, über den Ort verteilt, angelegt bzw. ausgebaut, die aber
auch anderen Zwecken dienten (siehe „Adenstedter Heimatbuch“). 

Erst 1954 wurde ein Wasserleitungsnetz im Dorf installiert, dabei wurden
Hydranten zur Löschwasserentnahme mit eingebaut Der Wasserbeschaffungsverband
Peine- Salzgitter liefert das Wasser. Auf Anforderung war der Verband während
eines Löscheinsatzes bereit, den Wasserdruck zu erhöhen. Ca. 20 Jahre später
hielten einige Leitungsabschnitte diesen höheren Drücken offensichtlich nicht
mehr schadlos stand, und man zog diese Zusage zurück. Nun musste die Gemeinde
unabhängige Wasserentnahmestellen mit min. 100 m<sup>3</sup> Fassungsvermögen,
hier Löschwasserbehälter oder auch Zisternen genannt, bauen. Die erste
Zisterne wurde 1974 gebaut. 1997 wurde der letzte Löschwasserbehälter an der
Ölsburger Straße für die neuen Baugebiete eingebaut.


Dienstkleidung und persönliche Schutzausrüstung:
Die Gründer unserer Wehr trugen im Einsatz Uniformjacken und Pickelhelme im
Zuschnitt, wie sie auch beim Militär getragen wurden. Die Kleidung wurde auch
später immer der Militäruniform angelehnt bzw. es wurden Uniformjacken
eingefärbt. Militärhelme wurden in den 30iger Jahren schwarz gestrichen, die
englische Besatzung ließ diese 1945 mit Fire Service beschriften, braune
Uniformjacken wurden blau eingefärbt. In den 60iger und 70iger Jahren wurden
Kombis, meistens auch im Einsatz getragen und dazu private Schuhe oder Stiefel,
Ende der 70iger Gummistiefel mit Stahlkappe. 

1980 begann die Gemeinde Lahstedt in Anlehnung an die
Unfallverhütungsvorschriften die Kameraden nach und nach mit
Sicherheitsstiefeln auszurüsten. Ab 1981 wurden die Feuerwehrmänner mit
Schutzanzügen (schwarze Latzhose und rote Einsatzjacke) ausgerüstet. Ziel war
es, bis 1985 alle Aktiven damit auszustatten (Kosten: ca. 150,-DM pro Mann). Ab
1981 wurden die Ledergurte von den Textilgurten abgelöst. Jeder Kamerad erhielt
und erhält Schutzhandschuhe, die er grundsätzlich bei Übungen und im Einsatz
zu tragen hat.


Noch Erwähnenswertes: Am 6.11.1966
wurde mit der Gewerkschaft Brigitta ein Vertrag über den „Feuerschutz für
den Betriebsplatz Wachtel/Adenstedt“ abgeschlossen, der uns zwar zu Übungen
und zum Feuerschutz auf dem Betriebsgelände verpflichtete, der uns aber auch
mit monatlich zuerst 40,-DM und später 50,-DM eine regelmäßige Unterstützung
einbrachte, die sich zu einem stattlichen Betrag aufsummierte. Nach vielen
Jahresübungen wurde zusätzlich noch im Gasthaus eine Stärkung gereicht. Mit
Einstellung des Betriebes wurde der Vertrag zum 18.05.1995 gelöst. Die Kontakte
zu unseren Partnerwehren wurden im Jahre 1989 geknüpft. Im Januar kam eine
Abordnung der FFw Adenstedt/Sibbesse (Alfeld) unter Führung des Orts.BM Heinz
Schwerdtfeger zu unserem Vergnügen und wir machten den 1. Besuch des Konzertes
in Adenstedt am 18.03.1989. 

Wehrführer Hans-Jürgen Jerxsen aus Harsleben nahm mit uns den Kontakt kurz
nach der Maueröffnung am 9.11.89 auf. Per Urkunde (21.06.1992) bestehen die
Partnerschaften bereits 10 Jahre. 

Das Geschehen um unsere Wehr wird in den Zeiten der beiden Weltkriege in den
Protokollen nur knapp dargestellt. Im ersten Weltkrieg wurde offensichtlich
nicht mehr regelmäßig eine ordentliche Generalversammlung abgehalten.
Einschneidend für die unabhängigen und freien Feuerwehren war während der
NS-Zeit ab 1933 das Bestreben des Staates, so etwas wie eine Feuerlöschpolizei
einzuführen (Quelle: Willi Schoke). Nach heftiger Gegenwehr der Freiwilligen
Feuerwehren wurde diese Maßnahme abgeschwächt und kam nicht in geplantem
Umfang zum Tragen. Eine für das gesamte Reichsgebiet verbindliche Mustersatzung
wurde aber den Wehren aufgenötigt (Heino Wedler, Adenstedter Heimatbuch) und
bewirkte eine sog. Gleichschaltung, wie sie in der Zeit in allen
gesellschaftlichen Bereichen üblich war. „Der 1. Vorsitzende war jetzt kein
Feuerwehr-Hauptmann mehr, sondern wurde Wehrführer genannt.“ (Bis nach der
Wende hieß in der DDR und auch noch in den neuen Bundesländern der Leiter
einer Wehr immer noch „Wehrführer“. 

Nachdem auch immer mehr Adenstedter Feuerwehrkameraden eingezogen worden waren,
wurde 1941 eine Damen-Feuerwehrgruppe ausgebildet und eine Jugendfeuerwehr aus
der Hitlerjugend rekrutiert und im Umgang mit den Feuerlöschgeräten
ausgebildet. Die Namen der aktiver
Frauen erscheinen nicht in der Stammrolle der Wehr, aber einige
Mitglieder der Jugendfeuerwehr wurden 1947 in den aktiven Dienst übernommen.
1942 mussten sogar 22 Adenstedter Bürger „notdienstverpflichtet“ werden,
von denen 3 Kameraden anschließend Mitglied geblieben sind. 

Die Kameradschaftspflege umfasst einen großen Anteil in unserer Wehr, doch
Ausbildung und Übung im Umgang mit der Ausrüstung stehen an erster Stelle
gemäß dem Motto unseres Ehren- Orts- und Gemeindebrandmeisters Willi Schoke:
„Nur der Eintritt und der Austritt sind freiwillig, dazwischen liegen Dienst
und Pflichterfüllung!“ Die Verpflichtungserklärung der jungen Kameraden nach
der einjährigen Ausbildung bei der Beförderung zum Feuerwehrmann lautet, dem
Sinn nach zusammengefasst: Ich verspreche die freiwillig übernommenen Pflichten
als Mitglied der FFw Adenstedt pünktlich und gewissenhaft zu erfüllen und gute
Kameradschaft zu halten!